Können Sie mir ein Beispiel einer eindeutigen Terrorhandlung geben?

Das folgende ist ein Report über das Qana-Massaker, das am 18. April 1996 geschah. Es war ohne Frage ein Terrorakt, der von einem Staat verübt wurde, der daraufhin als schamloser Lügner entlarvt wurde. Was aber weitaus mehr betroffen macht, ist die Unterstützung, die dieser Lügner erhielt. Bitte lesen Sie weiter...

Quelle: Palestine Times. Datum: Juni 1997. Titel: Robert Fisk: Reporting the Truth and Exposing Lies.

Der erfahrene Nahost-Korrespondent Robert Fisk hielt vergangenen Monat in Ottawa, Kanada, vor 350 Menschen eine Rede zum Thema: „Drohungen, Lügen und Videokassetten: Reportagen im Nahen Osten“. Sein Referat hätte genauso gut lauten können: „Ehrlichkeit und moralische Aufrichtigkeit: Reportagen im Nahen Osten“. Er sprach eine Stunde und 45 Minuten in eindringlichem Redestil und in fehlerloser englischer Diktion, wobei er aus seinen 30 Jahren Erfahrung als Berufsjournalist schöpfte, von denen er 21 Jahre im Nahen Osten und Nordafrika verbrachte.

So kommen wir nun zu Qana. Robert Fisk war der erste Journalist, der ins UNO-Lager des Fidschi-Bataillons kam, nachdem es vergangenes Jahr während der schlimmsten Bombardierungen des Südlibanons durch Israel von Granaten getroffen worden war. Auf berührende und anschauliche Art, die viele der Zuhörer zum Weinen brachte, schilderte er die Szene, die er vorfand, als er das Lager betrat. „Blut rann in Strömen aus den Toren des Lagers der Vereinten Nationen, in dem diese Leute Zuflucht gesucht hatten. Das waren die Tore der Hölle. Als ich hineinging, sah ich ein junges Mädchen, das den Körper eines Mannes mittleren Alters in ihren Armen hielt. Sie schaukelte die Leiche hin und her und weinte und rief immerzu, ‚Mein Vater, mein Vater‘. Ich sah Babys ohne Köpfe, Frauen ohne Arme. Ich werde nie vergessen, was ich sah. Ich schrieb alles in meiner Zeitung nieder.“

Er fuhr dann fort, die ganze Geschichte des Massakers zu erzählen. Die Tatsache, daß er am 18. April sprach, genau ein Jahr nach dem israelischen Angriff, machte die Rede umso eindringlicher. „Für uns Reporter – und die Vereinten Nationen – war damals die Erklärung der Israelis, sie hätten niemals beabsichtigt, das UNO-Lager und die darin schutzsuchende muslimische Zivilbevölkerung zu treffen, unglaubwürdig, weil sie sehen konnten – was sie allerdings leugneten –, wohin die Bomben fielen. Denn die Überlebenden, sowohl UNO-Soldaten als auch Flüchtlinge, sprachen alle davon, während des Massakers ein unbemanntes israelisches Aufklärungsflugzeug über dem Lager gesehen zu haben. Sollte das stimmen, so ist die Implikation offensichtlich: Die Israelis wußten sehr wohl, was sie taten.“

Bei ausführlichen Interviews mit den Flüchtlingen und den UNO-Soldaten hörte Fisk mehrmals das Gerücht, ein Soldat einer umliegenden Militärbasis hätte die Bombardierung von Qana und das unbemannte israelische Flugzeug auf Video gefilmt. Aber seine Suche nach dem mysteriösen Film war erfolglos. Es wurde ihm mitgeteilt, daß dem UNO-Personal strengstens verboten war, die Existenz des Films zu erörtern. Zwei Tage nach dem Massenbegräbnis der Massakeropfer von Qana erhielt Robert Fisk einen Telefonanruf in seiner Beiruter Wohnung. Eine anonyme Stimme nannte ihm einen Treffpunkt und fügte hinzu: „13 Uhr“. Die Zuhörer waren voller Aufmerksamkeit, als Fisk die Geschichte erzählte, und seine berührende Schilderung, die vielleicht der Höhepunkt des Abends war, verdient wörtlich zitiert zu werden.

„Der Treffpunkt war eine Kreuzung außerhalb Qanas. Ich bin niemals so schnell in den Südlibanon gefahren. Um 13 Uhr sah ich in meinem Rückspiegel einen UNO-Jeep hinter mir einparken. Ein UNO-Soldat in Kampfuniform und blauer Kappe kam auf mich zu, schüttelte meine Hand und sagte: ‚Ich habe das Video kopiert, ehe die UNO es wegnahm. Das Flugzeug ist drauf. Ich habe eine persönliche Entscheidung getroffen. Ich habe zwei Kinder, im gleichen Alter wie die Kinder, die ich in Qana tot auf meinen Armen trug. Das ist für sie.‘ Dann nahm er eine Videokassette aus seiner Uniformjacke und warf sie auf den Beifahrersitz meines Autos. Im nachhinein halte ich dies für die dramatischste persönliche Handlung, die ich je bei einem Soldaten erlebt habe. Die allmächtigen Kräfte mögen zwar versuchen, Dinge zu vertuschen, aber der kleine Mann kann manchmal dennoch gewinnen.“

Der unbearbeitete Film zeigt deutlich den UNO-Stützpunkt in Qana während des Bombardements, während dessen das israelische Aufklärungsflugzeug das Lager überfliegt. Fisk erklärte dem Publikum während der Filmvorführung den Bogen und die Richtung der einfallenden Artilleriegranaten. Über Qana ist auch ein israelischer Hubschrauber während des Angriffs zu sehen, der Leuchtkugeln abwirft, um auf Hitze reagierende Raketen abzulenken. Qana ist in Rauch gehüllt, während die Artilleriegranaten vom Himmel herabregnen. An einem Punkt sieht man deutlich Flammen in der UNO-Basis. Fisk erklärt, während er auf die Leinwand zeigt: „Hier steht der Konferenzsaal in Flammen. In diesem Raum verbrannten in diesem Moment circa fünfzig Menschen. Dieser Rauch“ – er zeigt auf einen angrenzenden Abschnitt auf der Leinwand – „entstand durch das Verbrennen dieser Menschen, als die Flammen auf die Wände übergriffen.“ Die Zuhörer hören schweigend zu wie Geschworne in einem Gerichtssaal, als Fisk seine Beweise mit der scharfen Präzision und Selbstsicherheit eines Staatsanwalts vorbringt, der das Hauptargument der Verteidigung überzeugend widerlegt. Nachdem das Video abgeschaltet wurde, kehrte er zum Podium zurück und beendete seine Rede mit folgenden zwei Sätzen: „Aber hier, so glaube ich, endet die Arbeit des Journalisten, und Geschichte beginnt. Ich danke Ihnen vielmals für Ihre Aufmerksamkeit, meine Damen und Herren, und für die Ehre, mich nach Ottawa eingeladen zu haben, um zu Ihnen zu sprechen.“ Er erhielt stürmischen Applaus und standing ovations.

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